Am 1. Mai stand Memmingen ganz im Zeichen des Tags der Arbeit. Besonders hervorgehoben wurde die Eröffnung der KAB-Fotoausstellung „Unsichtbare Kronen“ in der Rathaushalle, die die Herausforderungen und Würdigung der Arbeit in Niedriglohnsektoren ins Zentrum rückt. Diese Ausstellung, organisiert von der KAB in Memmingen – Unterallgäu, wird die nächsten vier Wochen aktuelle Missstände durch beeindruckende Bilder und Texte thematisieren und dabei die oft vergessenen Gesichter der Arbeitswelt vor Augen führen.
Der Tag der Arbeit in Memmingen begann tiefgründig mit einem ökumenischen Gottesdienst, der vom KAB Ortsverband Memmingen gestaltet wurde. Unter dem Thema "WERTvolle Arbeit" setzten KAB KAB-Präses und Diakon Anton Schedel, sowie der evangelische Pfarrer Claus Ortmann einen spirituellen Rahmen für den Tag. Pfarrer Ortmann nutzte das biblische Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, um die Bedeutung von Gerechtigkeit und Fairness in der modernen Arbeitswelt zu unterstreichen. Er transferierte die biblische Botschaft geschickt in unsere heutige Zeit und forderte dazu auf, die Würde jeder Arbeit anzuerkennen.
Neben der Ausstellung bildete die Maikundgebung des DGB in der Memminger Stadthalle einen weiteren Schwerpunkt der Feierlichkeiten. Stefan Hanft, Diözesansekretär der KAB im Bistum Augsburg, nutzte diese Plattform für eine kraftvolle Ansprache. Er betonte die historische und aktuelle Bedeutung der Gewerkschaften für soziale Errungenschaften und stellte die Frage in den Raum, ob eine 32-Stunden-Woche die Gesellschaft wirklich ärmer machen würde. Hanft argumentierte, dass durch die Reduzierung der Arbeitszeit und gleichzeitige Förderung ehrenamtlichen Engagements ein gesellschaftlicher Mehrwert entstehen könnte. „Arbeit ist in der katholischen Soziallehre für den Menschen da, nicht der Mensch für die Arbeit“, betonte er, und lehnte damit jegliche Aufweichungen des Arbeitszeitgesetzes ab.
Der Oberbürgermeister Jan Rothenbacher und die Gewerkschaftsvertreterin Sabine Krüger (Verdi) unterstützten Hanfts Forderungen und hoben das Engagement der Gewerkschaften hervor, die eine zentrale Rolle im Kampf gegen ausbeuterische Arbeitsbedingungen spielen. Hanft wies zudem auf die Dringlichkeit hin, im Bildungs- und Integrationsbereich aktiv zu werden, um bessere Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne zu ermöglichen. Er kritisierte die ungleiche Verteilung der Einkommen und forderte die Politik auf, gegen unsichere Arbeitsverträge und ausbeuterische Praktiken vorzugehen.
Diese kraftvollen Reden wurden durch die musikalische Begleitung von Alexander Wolfrum ergänzt, dessen Lieder passend zum Thema den kritischen Geist des Tages widerspiegelten. Insgesamt bot der 1. Mai in Memmingen eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der Bedeutung und den Herausforderungen der Arbeit in unserer Gesellschaft.